Freitag, 18. Oktober 2013

Kumasi

Am Montag, 14.10.2013, traten wir unsere erste längere Reise an. Ziel war die Stadt Kumasi, welche mehr als 15.000 Einwohner hat und in der Ashanti Region liegt, also nördlich von Agona Swedru. Mit dem Trotro fuhren wir nach zwei Stunden warten endlich los, denn ein Trotro fährt erst ab, wenn auch wirklich jeder einzelne Sitz besetzt ist. Nach vier endlosen Stunden in dem viel zu engen Trotro machten wir uns auf dem Weg zu einem Guesthouse, was sich allerdings als ziemlich schwierig herausstellte, da die meisten Unterkünfte wegen dem Qualifikationsspiel Ghana gegen Ägypten ausgebucht waren. Nachdem wir endlich recht günstige Zimmer gefunden hatten gingen wir zu einem Inder um etwas zum Abendbrot zu essen. Ich habe mir einen Cheeseburger gegönnt, was wirklich eine gute Idee war, da ich von dem ghanaischen Mahlzeiten ziemliche Magenprobleme bekommen hatte. 

Nach wenigen Stunden Schlaf versuchten wir uns dann auf dem Ticket-Schwarzmarkt vor dem Stadion. So ziemlich jeder verkauft dort gefälschte Karten, die man leider nicht von den Originalen unterscheiden kann. Nachdem wir aber die richtigen Karten bekommen hatten konnten wir uns beruhigt auf dem Weg zum Zentralmarkt machen. Er ist in etwa so groß wie 14 Fußballfelder und man kann dort wirklich fast alles kaufen. Der Markt besteht aus schmalen, vollen Gassen in denen man einen Stand nach dem anderen findet. Der erste Eindruck ist mehr als überwältigend, aber auch viel zu viel auf einmal. Um dort alles in Ruhe sehen zu können brauch man nun viel mehr Zeit als wir dort hatten.

Denn gegen 13.00 Uhr waren wir schon wieder im Stadion, da das Spiel 16.00 Uhr anfing und wir recht gute Plätze haben wollten. Also warteten wir dort drei Stunden auf den Anstoß. An das Warten in Ghana muss man sich nun wirklich langsam gewöhnen, man muss ständig irgendwo ewig auf etwas warten. Natürlich musste es ausgerechnet dann auch noch anfangen wie aus Eimern zu gießen, aber auch das war eine witzige Erfahrung. Niemand lies sich davon die Laune verderben, sodass wir alle das Spiel in vollen Zügen genossen.


(So viele schwarze Menschen auf einem Haufen)



(Das einzige Gegentor, ein Elf Meter)


(Wir waren auch eine Attraktion, jeder wollte ein Foto mit uns. Ich will nicht wissen, wie viele Fotos von mir nun schon auf Facebook sind :D)




(Mein Lieblingsbild, ich mag meine Haare, haha)


Ghana gewann 6:1 gegen Ägypten, was für uns eine super Gelegenheit war zu sehen, wie die Ghanaer feiern, wenn sie ein Fußballspiel gewinnen. Mit viel Ausdauer feuerten sie ihre Mannschaft an und tanzten und sangen.


Die Tage in Kumasi waren super interessant, aber es war einfach viel zu viel für zwei Tage. Für mich persönlich war es alles ein bisschen zu hektisch und stressig. Ich bin nun mal auch kein Großstadtkind. Nichts desto trotz möchte ich unbedingt nochmal nach Kumasi. Ein bisschen Shoppen auf dem Markt mag nun mal jedes Mädchen gern. Ich habe mir jetzt auch endlich meine ersten zwei Stoffe gekauft, um mir Kleider schneidern zu lassen, ich bin gespannt.


(Der Zentralmarkt)


(Unglaublich viele schöne, günstige Stoffe)



(Überall Fisch, Krabben und Schnecken, dementsprechend riecht es dort)





(Links: Friseur Rechts: mein schöner Rücken)


(riesen Halle mit Fleisch, Kuhköpfen, Gedärme)


(...und alles total überfüllt)

Sonntag, 13. Oktober 2013

Festival

Eins muss man hier in Ghana von vornherein wissen: Nicht für alles, was man hier hinterfragt gibt es eine Antwort. Manches kann man nicht verstehen, weil es eine völlig fremde Kultur ist oder auch weil die Sprache für uns (noch) nicht verständlich ist.

Es gibt immer wieder Kleinigkeiten im Alltag die man hier nicht versteht. Zum Beispiel warum meine Familie ständig anstatt Toilettenpapier Seiten aus den Schulheften meines kleinen Gastbruders nehmen. Das Toilettenpapier gibt es hier alle fünf Meter an der Straße günstig zu kaufen, warum nimmt man dann hartes Papier?! Ich werde es wohl nie verstehen. 

Besonders interessant sind dann nicht alltägliche Erlebnisse: Gestern sind wir zu einem Festival in einer naheliegenden Stadt gefahren. Allein die Taxifahrt dorthin war ein Erlebnis für sich. Es ist erstaunlich wie viele Menschen doch in ein normales Auto passen. So saßen wir mit sechs Leuten im Taxi. Ich saß vorne mit einer anderen Freiwilligen und hatte den Schaltknüppel direkt an meiner Hüfte und immer wenn der Taxifahrer schalten wollte musste ich mich verrenken und der Taxifahrer musste lachen, das war zwar ziemlich unbequem aber schon eine ziemlich witzige Erfahrung.
Jedenfalls kann man sich hier ein Festival wie ein Stadtfest vorstellen. Überall wird gesungen, getanzt und gelacht. Allerdings haben diese Feste meist politische oder religiöse Hintergründe. So hat in Ghana jede Region oder größere Stadt einen Chief. Die könnte man mit einem Bürgermeister vergleichen, nur werden sie hier gefeiert wie Könige. Diese Chiefs waren auf diesem Festival anwesend und so wie ich das verstanden habe gibt es einen höheren Chief, der besonders stark gefeiert und bejubelt wurde. Stundenlang wurden dann Predigten und andere Reden gehalten, von denen wir leider null verstanden haben, da sie auf Fante, die örtliche Sprache, waren. Dennoch wollten die Ghanaer das wir an ihrer Tradition teilnehmen und so kam es, dass wir besondere Plätze direkt neben den Tisch des Ministers der Central Region von Ghana bekamen.


(Chiefs)



(Der höhere Chief)


 (Links: feiernde, tanzende Menschen | Rechts: Der Mann in Orange: Minister der Central Region Ghanas)


(Wir Obrunis auf unseren Extraplätzen)



(So werden die Chiefs durch die Gegend getragen)


Es ist unglaublich mit anzusehen wie verdammt stolz die Ghanaer auf ihre Kultur und Traditionen sind und das sie wollen, dass wir Obrunis diese hautnah miterleben können. Auch wenn wir kaum etwas verstanden haben worum es bei diesem Festival überhaupt ging war es ein interessantes Ereignis für uns. Die Energie und Liebe zu ihrer Kultur ist einfach der Wahnsinn.

Sonntag, 6. Oktober 2013

Ein bisschen Urlaub

Am Samstagmorgen haben wir Freiwilligen aus Agona Swedru uns auf unsere erste kleine Reise begeben. Ziel war die Stadt Winneba, die direkt am Atlantik liegt. Nach einer 45 minütigen Trotro Fahrt kamen wir schließlich an, suchten uns ein Guest House (Manuels Guest House, sehr zu empfehlen) und gingen anschließend zum Strand.



(Typisch Ghana, alles wird auf dem Kopf getragen und verkauft)


(So viele Obrunis auf einem Haufen)




Ich denke die Fotos werden schon alles sagen. Es war einfach wie im Paradies und die Fotos können noch nicht mal das ausdrücken, was man dort wirklich erlebt und gesehen hat. Es ist einfach unbeschreiblich schön und ich würde am liebsten mein ganzes Jahr dort verbringen. In der Sonne liegen, Baden und Kokosnüsse und Ananas essen. Wer einmal nach Ghana reisen sollte muss unbedingt die Ananas hier probieren. Sie ist im Vergleich zu unserer Ananas die wir in Deutschland zu kaufen bekommen hundert Mal besser, viel geschmacksintensiver und süßer. 

Ansonsten kann man eigentlich sagen, dass der Strand in Winneba ein reinstes „Obruni-Loch“ ist. Man begegnet dort ständig weißen Menschen, wir werden nun mal alle angezogen von diesem wunderbaren Ort und die Menschen dort genießen es. Ich kann gar nicht sagen wie oft ich dort von einem Ghanaer gefragt wurde, ob er ein Foto mit mir machen darf. Klar, das macht man gern auch wenn es ein wenig komisch war, dass sie sich teilweise auf meinen Schoß legen wollten oder ich in ihrem Schoß liegen sollte. Aber die Menschen in Ghana sind einfach wunderbar. Freundlich und aufgeschlossen, davon können wir uns wirklich noch jede Menge abschauen.
 



Winneba ist übrigens eine Stadt die zum Großteil vom Fischhandel lebt, kein Wunder bei dieser Lage. In der Stadt gibt es jeden Meter Fisch zu kaufen und es riecht überall sehr streng danach. Was für mich, als „Nicht-Fisch-Esser“ ziemlich ekelig war. Trotzdem war es eine wahnsinnige Erfahrung die ganzen Bote und Fische dort zu sehen. Ein absolutes Highlight war für uns übrigens auch die Fahrt in die Stadt, denn wir sind auf einem LKW auf der Ladefläche mitgefahren. Wir wurden alle ziemlich durchgeschleudert.


Wir haben nun beschlossen dass wir des Öfteren nach Winneba reisen werden. Es ist unbeschreiblich schön dort, pures Urlaubsfeeling. Zudem ist es so verdammt günstig. Für zwei Tage, also eine Übernachtung + Fahrt + Verpflegung und Kleinigkeiten wie Bananenchips, Kekse und Cola habe ich umgerechnet gerade mal zehn Euro gezahlt.


Alles in Allem ist Winneba der perfekte Ort für ein erholsames Wochenende nach einer anstrengenden Woche in der Schule. Ich kann es jedem wirklich nur ans Herz legen diesen Ort einmal zu besuchen.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Projekt / Schule

Am Mittwoch (25. September) brachte mich mein Mentor zu meiner Schule, an der ich nun ein Jahr unterrichten werde. Der Schulweg von meinem Haus aus dauert ungefähr 10 Minuten zu Fuß und ich liebe es diesen Weg zu gehen. Zum einen weil mir ständig super liebe Menschen über den Weg laufen und mich freundlich begrüßen und zum anderen weil die Aussicht einfach der Wahnsinn ist. Ich habe versucht es auf einem Foto festzuhalten, aber dort wirkt es bei weitem nicht so wie es in Wirklichkeit ist.


So nun aber zum eigentlichen Thema. Die S.D.A Junior High und die anschließende Primary School zählt hier wohl mit zu den am besten ausgebauten Schulen im Land. Das große lila Gebäude ist die Junior High School, an der ich Informatik unterrichten werde. Ich denke ich darf nächste oder übernächste Woche dort zum ersten Mal unterrichten, denn bisher saß ich nur mit in der Klasse und habe mir den Unterricht ein wenig angeguckt, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Bisher waren die Stunden sehr theoretisch, aber meiner Meinung nach ist mein Informatiklehrer dort wirklich ein super Lehrer. Er bringt ständig witzige Vergleiche, die den Unterricht ein wenig auflockern und den Schülern die Theorie verständlicher machen.






(Kindergarten, Freiwillige vom letzten Jahr hat das Gebäude erneuert)

Es gibt an dieser Schule auch einen Computer Lab, dort stehen fünf alte Computer, die natürlich bei weitem nicht reichen. Allerdings gibt es jede Menge Laptops. Dies sind zwar auch nicht mehr die neusten Modelle, aber ich denke für den grundlegenden Unterricht sind sie vollkommen ausreichend. Ich werde übrigens nur Montags und Dienstags je eine Stunde in Form1 und Form2 unterrichten. Die Schüler aus Form3 darf ich nicht unterrichten, da sie kurz vor ihrem Abschluss stehen.


Also was mache ich an den anderen Tagen? Zu Hause bleiben? Nee, viel zu langweilig und ich möchte ja schließlich ein wenig Hilfe leisten. Also werde ich die Lehrer in der Primary School unterstützen (Braun-orange Gebäude). Dort habe ich bisher nur die ganzen Übungen kontrolliert, die die Schüler im Unterricht machen müssen. Das ist echt eine Menge Arbeit und die Lehrer sind froh, dass sie das neben dem Unterrichten nicht auch noch machen müssen. Momentan ist noch eine deutsche Studentin an dieser Schule und unterrichtet Englisch. In zwei Wochen wird sie uns aber schon verlassen und ich denke, dann werde ich den Englisch Unterricht übernehmen. Darauf freue ich mich auch wirklich, denn nur im Unterricht rumzusitzen ist ziemlich langweilig und erinnert mich zu sehr an mein Schulleben und wer will das schon?




(fünfe Klasse)

Neben dem Unterricht gehören natürlich auch die heiß begehrten Pausen zur Schule dazu. Meistens bringen die Kinder uns Klatschspiele bei, reden mit uns oder wollen hunderte Fotos mit uns machen. Die ersten fünf Minuten machen immer ziemlich Spaß, aber wenn 30 Kinder auf einen losgehen und jeder dich anfassen möchte oder dir was sagen möchte ist das schon ganz schön anstrengend. Trotz allerdem sind die Schüler super lieb und süß und manchmal auch ganz schön frech. Man muss ja schließlich auch ausprobieren wie weit man bei einem Obruni gehen kann.






(Singen mit den Schülern: Bruder Jakob auf Englisch, Französisch und Deutsch)


Allerdings gibt es auch nicht so schöne Aspekte in der Schule. Vor allem der Schlagstock, Cane genannt, der hier jeden Tag trotz Verbot zum Einsatz kommt hat mir schon so manche Tränen in die Augen getrieben. Nicht weil ich geschlagen wurde, sondern weil ich ständig ansehen muss wie die Kinder geschlagen werden. Manchmal bis das die Kinder weinen und sich vor Schmerz das geschlagene Körperteil festhalten. Viele Lehrer sind immer noch der Ansicht, dass man die Schüler nur so ruhig bekommt und dazu bringt vernünftig zu lernen. Aber wir alle wissen, dass es auch anders geht, aus uns ist ja schließlich auch was geworden. Es tut einem schon sehr weh das mit ansehen zu müssen, aber man muss das hier akzeptieren, es ist nun mal deren Tradition. Ich werde den Cane aber niemals verwenden und hoffe für die Zukunft, dass wir Freiwilligen in den Schulen vielleicht beweisen können, dass man die Schüler auch mit spielerischen Methoden zum Zuhören bewegen kann.